Die Bankindustrie ist aufgewacht. Täglich berichten die Wirtschaftsmedien über neue digitale Ausflüge großer und kleiner deutscher Banken in die Welt der FinTechs und des digitalen Bankings. Kleinere Banken wie die Sutor Bank aus Hamburg bieten ihre Banksysteme als Plattformen für FinTechs, wie z.B. die Riester-Sparplan-Plattform Fairr an. Mittlere Banken, wie die Wirecard Bank liefern die Infrastruktur für moderne Konten wie number26. Große Banken, wie die Deutsche Bank verkünden gar, hunderte Millionen Euro in eine neue Digitalfabrik zu investieren und verkünden die Zusammenarbeit mit ausgewählten FinTech-Start-ups.
Andere, wie die Sparkassen- und Volksbankengruppen, haben das Thema mobiles Banking ebenfalls als wichtig erkannt, hadern jedoch mit großen Lösungen für die jeweilige Gesamtgruppe.
Was hat diesen Aktionismus ausgelöst?
Vor wenigen Jahren war das Thema FinTech bei Bankern eher als eines der kleinen Blüten der Start-up-Szene bekannt, die bekanntlich auch sehr vergänglich sein können. Ein Abwarten war die vorherrschende Strategie. Ernst genommen hat das Thema FinTech bis 2014 jedenfalls kaum eine deutsche Bank. Jetzt aber, wo eine ganze Generation neuer Kunden droht, sich nicht zuerst an die Hausbank, sondern an eine coole digitale Plattform zu wenden, müssen die etablierten Banken Gegenmaßnahmen ergreifen.
FinTechs suchen sich einzelne Bereiche aus dem Angebot von Banken heraus, und interpretieren die Dienstleistungen und Produkte im Angesicht der digitalen Möglichkeiten neu. Dabei zielen FinTechs auf die angreifbaren Schwachpunkte der Banken, sei es mit der angenehmeren Nutzbarkeit für die Kunden durch eine schöne User Experience („UX“), sei es durch neue Geschäftsmodelle, wie das Peer-to-Peer-Lending, oder dadurch, dass einer breiteren Kundenschicht Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, die bisher nur professionellen Investoren zur Verfügung standen. Zu letzteren gehören die zahlreichen Robo-Adviser, die Algorithmen einsetzen, die Banken bisher als ihr Betriebsgeheimnis hüteten und deren Resultate teuer verkaufen konnten.
FinTechs haben verinnerlicht, dass die Kunden eine hohe Transparenz und eine jederzeitige Verfügbarkeit von Dienstleistungen und Produkten zu schätzen wissen. Mehr noch: junge Kunden fordern geradezu das Produkt, welches in Vergleichen am besten abschneidet. Eine Bindung an ein einzelnes Bankinstitut verliert dagegen an Bedeutung.
Und hier liegen auch die Grenzen des Möglichen für die Banken. Da Kunden gerade nicht mehr ein Bankprodukt haben wollen, weil es von einer bestimmten Bank(-marke) kommt, sondern, weil es im Vergleich am besten abschneidet, wird neuen Plattformen der Banken eine entsprechende Skepsis entgegen-gebracht werden.
Wie sieht aber ein Gegenmodell aus?
Stellen wir uns einmal das Banking in drei Jahren so vor:
Sie nutzen eine Applikation z.B. mit dem Namen Beyoba – Be your own bank (Anm: das Konzept und der Name sind bisher keine Realität), die ihnen alle finanziellen Informationen aggregiert darstellt, analysiert und sie bei finanziellen Entscheidungen unterstützt und berät. In der Mitte ihres Dashboards haben sie ihren aktuellen Vermögensstand, inklusive Konten, Depots, Immobilien und sonstige Anlagen übersichtlich und mit Kennzahlen versehen angeordnet. Benötigen sie ein neues Finanzprodukt, ob Kredit oder Fonds, greift Beyoba auf ihre hinterlegte Anlagestrategie zurück und wählt aus den weltweit verfügbaren Angeboten das passende aus. Sie erhalten Produktvorschläge und können sofort testen, wie sich ihre Asset Allokation mit den neuen Produkten verändern würde. Eine Eröffnung einer neuen Bankverbindung ist nicht mehr notwendig, weil alle Produkte von anderen Banken in den von Ihnen gehaltenen Konten abgebildet werden können. Sollte hier einmal eine Ausnahme, wie z.B. bei einem Bankkredit, eintreten, so ermöglicht die Onlineauthentifizierung über den Iris-Scanner, eine in wenigen Augenblicken mögliche Konto-eröffnung bei einer anderen Bank, ob in Singapur oder New York.
Die Ideen hierzu sind schier unendlich. Die Kernentwicklungen sind jedoch, dass die Hausbanken ihre zentrale Rolle verlieren, weil die Kenntnis des Kunden mit allen seinen Daten längst auf die neue Plattform gewandert ist und der Nutzer selbst Herr seiner Daten und Analysen ist. Der Banking Kunde wandelt sich somit von einem vom Hoheitswissen der Hausbank abhängigen Kunden zu einem unabhängigen und gut informierten Self-Service Nutzer.
Selbst, wenn die höchst individuelle Beratung über das digital mögliche hinaus benötigt wird, sucht Beyoba den passenden Berater mit entsprechender Fachexpertise heraus. Beyoba besitzt nicht die Daten des Kunden, sondern macht die Datennutzung ausschließlich im Interesse des Kunden nutzbar.
Welche Interessenskonflikte müssten Banken in solch einer Welt aushalten, wollten sie ihren Kunden mit den neuen digitalen Möglichkeiten das jeweils weltweit beste Produkt anbieten und auf der anderen Seite, eigene Fonds, Sparprodukte, Vermögens-verwaltungs-mandate etc. vertreiben?
Die Zukunft wird zeigen, ob das möglich ist.
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