Hoher Anspruch an Wealth Manager durch junge Millionäre

Philipp Rothe

14. Juni 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

unbestritten haben die Folgen der Corona-Krise und des Kriegs in der Ukraine das Anlageverhalten und die Vermögenssituation in Millionärshaushalten in den letzten beiden Jahren verändert. Die jüngste Veröffentlichung des World Health Reports von Capgemini haben wir deshalb zum Anlass genommen, die Entwicklungen in 7 Thesen zu kommentieren:

  1. Die Zahl der Millionärshaushalte steigt in Deutschland nach wie vor an (zu den Gründen siehe weiter unten). Dies ist eine gute Nachricht für Dienstleister rund um die Vermögensverwaltung. Interessant ist, wie sich die Gruppe der Vermögenden verändert. Neue Vermögen entstehen natürlich weiterhin durch Erbschaften, jedoch überwiegend durch persönliche Erfolge im Beruf oder mit Unternehmertum. Und, neue Vermögen entstehen nicht selten mit einem Auslandsbezug, sei es durch ausländische Arbeitgeber, Unternehmen, oder grenzüberschreitende familiäre Verbindungen (14% der Millionäre haben Migrations Hintergrund, Quelle: DIW, 2020).
 
  1. Die Vermögen sind relativ gleichmäßig zwischen den einzelnen Assetklassen – Cash – Fixed Income – Real Estate – Equity und Alternative Investments – diversifiziert.
Quelle: Capgemini Wolrd Wealth Report 2022

Unsere OWNLY Statistik 2022 umfasst die tatsächlich durch Privatpersonen eingegebenen Vermögenswerte, inklusive der selbstgenutzten Immobilien und Luxusgütern. Deshalb haben hier die Immobilienvermögen in der Allokation ein höheren Anteil am Gesamtvermögen. Die Aussage, dass Millionärshaushalte eine gute Diversifizierung einhalten ist aber auch hierdurch bestätigt.

  1. Eindeutig wächst die Bedeutung von Alternativen Anlagen und hier insbesondere der Bereich Private Equity. Der Equity-Bereich, also im Wesentlichen Aktienvermögen, sank seit 2018 leicht auf 24% des frei investierbaren Vermögens. Die Dienstleister im Wealth Management müssen sich verstärkt mit dem Bedarf nach Multi-Asset-Beratung auseinandersetzen. Der Anspruch an die Beratungskompetenz der Vermögensverwalter wird einerseits steigen und eine größere Breite abdecken müssen, andererseits wird auch die Spezialisierung innerhalb der einzelnen Assetklassen zunehmen. In beiden Bereichen wird der Markt wachsen.
  1. Die Cagemini-Studie besagt, dass 72% der Millionärshaushalte (weltweit) bereits in Kryptowährungen investiert haben (von den unter 40 jährigen sind es 91%). Die aktuellen Verwerfungen an den Kryptobörsen werden hier sicher Spuren hinterlassen. Als Teil der Asset-Allokation haben sich Kryptowährungen und Tokens jedoch bereits etabliert. Jüngst bauen vermehrt klassische Finanzinstitute Dienstleistungen (Allokationsberatung, Research, Kryptoverwahrung, Fonds etc.) in diesem Bereich auf, nachdem Banken sich bisher wenig mit diesem – zugegebener Maßen wilden – Markt befasst haben. Bei OWNLY Family war der Anteil der Kryptowährungen überdurchschnittlich gestiegen, was aber sicherlich durch ein deutlich stärkeres Interesse der Nutzergruppe an Technologiethemen geprägt ist. Mit dem jüngsten Kursrückgang sind aber auch hier die Vermögenswerte gesunken.
  1. ESG – Environmental – Social – Governance – spielt bei der jüngeren Generation eine immer wichtigere Rolle bei der Investitionsentscheidung. Eine Zuspitzung dieses Trends ist das sog. „Impact Investment“, mit dem man direkten Einfluss auf ESG-Themen in bestimmten Bereichen nehmen will. Oftmals in einem Umfeld, wo der Staat überfordert ist und rein gewinnorientierte Unternehmen keine Renditechancen sehen. Beispiele können Infrastrukturen in Entwicklungsländern sein, welche Zugang zu Trinkwasser bieten oder andere Aspekte des sozialen Wohlergehens verfolgen. Hier hat sich die jüngere Generation einem weiteren Aspekt des politischen Engagements eröffnet.
  1. Vermögende waren nie eine homogene Gruppe. Jedoch wird den verschiedenen Dienstleistungsbedürfnissen der unterschiedlichen Lebenssituation und Motive der Vermögensverwaltung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen. Die Dienstleistungen der Vermögensverwalter müssen sich in ihrer Ausrichtung ein Beispiel an Family Offices nehmen, die höchst individuell den Bedürfnissen und Vermögenszielen ihrer Mandanten, die über reine Renditeerzielung hinausgehen, gerecht werden. Letztendlich dient das Vermögen einem höchst individuellen Lebensstil, muss unterschiedlichen Biografien gerecht werden und dient der Einflussnahme. Und schließlich darf die Beschäftigung mit dem eigenen Vermögen auch Spaß machen, was insbesondere bei der jüngeren Generation eine Tendenz in zur „Gamification“ der Vermögensanlage nach sich zieht (siehe den Trend bei sog. Neobrokern). Auch das Luxusgütersegment, wie etwa Kunst, Oldtimer, Handtaschen („Birkin-Bag“), Uhren oder Yachten wandelt sich von einem bloßen Konsumgut zu einem echten Teil der Asset-Allokation.
  1. Und schließlich wandelt sich die Art, wie Dienstleistungen im Wealth Management und der Vermögensverwaltung entgegengenommen werden. Je jünger die Vermögenden sind, umso mehr nutzen Sie hybride Modelle aus digitalen und analogen Beratungs- und Informationsangeboten. Zudem probieren sie schneller neue Angebote aus und wechseln häufiger den Anbieter. Erfolgreiche Wealth Manager binden ihre Kunden in ein umfassendes Ökosystem ein, welches sowohl „Selfservice“- als auch klassische Beratung ermöglicht. Zudem sollte das Ökosystem immer auch neue spannende Inhalte bieten, um Kunden Anreize zu geben, sich immer wieder neu, mit ihrem Vermögen zu beschäftigen. 

Ihr Download ist bereit.