Mit tokenisierten Assets in exklusive Vermögenswerte investieren

Halten die Anbieter ihre Werbeversprechen?

12. April 2023

Hohe Eintrittshürden 

Gewisse Anlageformen sind für weite Kreise von Anlegern verschlossen, weil sie zu hohe Investitionssummen und einen professionellen Zugang zu diesen exklusiven Märkten erfordern. 

Private Equity und Venture Capital Fonds haben oft Mindestinvestitionssummen von EUR 200.000 oder mehr. Wer ein sog. Blue Chip Kunstwerk, also ein Kunstwerk von einem anerkannten und häufig gehandelten Künstler, erwerben möchte, muss ebenfalls sechs- bis siebenstellige Summen anlegen und sich meist durch Kunstexperten bei einem Kauf begleiten lassen.

Junge FinTechs springen in diese Lücken und versprechen, diese Anlageformen “zu demokratisieren”. Das bedeutet, dass sie einem breiten Kreis von Investoren schon für Beträge ab wenigen Hundert Euro einen Zugang zu diesen exklusiven Assetklassen ermöglichen wollen.

Neben Kunst, Private Equity und Venture Capital können diese auch viele weitere Luxusvermögensgegenstände, wie Oldtimer, Whiskey(fässer) oder immaterielle Vermögensgegenstände sein.  

Arttrade (Kunstwerke), Finexity (div. Assets wie Uhren, Immobilien, Wein) oder inVenture (Venture Capital Fonds) sind Beispielunternehmen in diesen Feldern.

Aber was ist von diesen Strukturen zu halten und können die werblichen Versprechungen eingehalten werden?

Fraktionalisierung von Anlagen

Schauen wir uns zunächst die Struktur der Angebote an:

Es beginnt mit der Auswahl eines Assets, nehmen wir beispielsweise einen Anteil an einem Venture Capital Fonds an. Das Fintech gründet ein sog. Special Purpose Vehikel (SPV) in Form einer GmbH oder GmbH & Co. KG und zeichnet mit diesem einen Anteil am VC Fonds in Höhe von z.B. EUR 200.000. Das SPV hat nun einen Anspruch auf den Fondsanteil, wenn es die Zahlung leistet. 

Das SPV emittiert dann Inhaberschuldverschreibungen. Dies sind Papiere, die versprechen, dass der eingezahlte Nominalbetrag zuzüglich einer noch nicht feststehenden Verzinsung zurückgezahlt wird. Sind ausreichend Inhaberschuldverschreibungen gezeichnet worden, wird der Kauf des Assets umgesetzt. Das Risiko der Emittenten bzw. des SPVs ist damit begrenzt, weil die Zahlung eben nur erfolgt, wenn ausreichend eigene Investoren gewonnen wurden.

 

Verzinsung abhängig vom Verkaufserlös

Die Verzinsung hängt von den Rückflüssen aus dem Fondsanteil des VC Fonds ab. Die Emittenten können in den Anleihebedingungen die Regeln aufstellen, wie etwa ein Verkaufserlös aufgeteilt wird und wer die Kosten trägt.

Die Anbieter wählen häufig die Struktur einer Schuldverschreibung, weil die Platzierung der Anteile daran geringeren (aufsichts-)rechtlichen Anforderungen unterliegt, als die Platzierung von Eigenkapital.

Eine weitere Stufe ist die Abbildung der Rechte aus den Schuldverschreibungen als sog. Token über die Blockchain (oft Ethereum Blockchain). Diese Struktur erleichtert die Handelbarkeit; erhöht jedoch den Strukturierungsaufwand, weil für die Token eine Kryptoverwahrstelle und sog. Wallets bei den Anlegern notwendig sind. Die Kosten dieser Struktur werden ebenfalls auf die Anleger umgelegt.

Vorteile tokenisierter Assets

Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Anleger können in Vermögenswerte investieren, zu denen sie vorher keinen Zugang hatten. Käufer vorausgesetzt, sind Token auch leichter zu verkaufen bzw. handelbar. Für einen Verkauf einer GmbH-Beteiligung benötigte man sonst immer einen Notar, der die Anteilsübertragung beglaubigt. Dies entfällt bei den gewählten Strukturen. Zudem machen digitale Zugänge Transaktionen noch leichter und schneller, z.B. über das Smartphone, möglich.

Nachteile

Nachteile dieser Strukturen ergeben sich dagegen daraus, dass eine weitere Kostenebene entsteht. Außerdem besteht nur ein schuldrechtlicher Anspruch gegenüber dem SPV. Direktes Eigentum am Vermögenswert (Fondsanteil, Kunst, Oldtimer etc.) wird durch den Anleger im Regelfall nicht erworben.

Auch ist nicht immer sichergestellt, dass die Token bei Bedarf wieder verkauft werden können. Zwar bieten einige Emittenten Hilfe bei einem Verkauf an, oder kaufen die Token auch wieder zurück. Meist muss der Verkäufer der Asset-Token jedoch Abstriche von den jeweiligen Marktwerten hinnehmen, wenn kein liquider Markt besteht.

Unabhängig von der Struktur muss sich der potentielle Anleger zudem eine eigene Meinung darüber bilden, ob das Asset gut ausgewählt und ob der bezahlte Preis angemessen war. Hier gilt es, auf die Erfahrungen der Emittenten bzw. deren Managements zu schauen. Welcher Track Record vorzuweisen ist, spielt auch hier eine wichtige Rolle.

Fazit

Die jungen Anbieter bringen neuen Schwung in einzelne Assetklassen. Wie aber bei so vielen Märkten, die erst am Anfang stehen, haben sich noch keine klaren Standards und Qualitätskriterien herausgebildet.

Wer also an einem Investment in ein tokenisiertes Asset denkt, sollte sich aller gelieferten Dokumente und die öffentlich verfügbaren Informationen über den Emittenten und die Assets sehr genau – noch genauer als bei anderen Finanzprodukten sowieso – ansehen und sich auch durch AGB und Anleihebedingungen durcharbeiten. 

Dann kann man durchaus Perlen finden, oder aber sich davor bewahren, von den Initiatoren übervorteilt zu werden.

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