Flanke, Kopfball, Fan Token
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Es ist die purste Form der Unterhaltung: ein kühles Bier, lautes Geschrei und erhitzte Gemüter – und das alles auf den wenigen hundert Quadratmetern eines Stadions. Es ist der Ort, wo Fremde zu Freunden und Freunde, sollten Sie den falschen Schal tragen, schnell zu Feinden werden. Es ist der Grund, der am Samstagabend tausende Männer (und selbstverständlich auch Frauen) vor ihrem heimischen Fernseher versammelt. Es ist kein geringeres als eines unser vermeintlich wichtigsten und bodenständigsten Kulturgüter: unser Fußball.
Er strotzte Kriegen, Krisen und zuletzt Krankheit. Und er steht noch immer.
Und wenn sich die Welt da draußen auch weiterdrehen mag, ist sie zumindest in diesen 90 Minuten vollkommen in Ordnung.
Schande also über jene, die hinter dieser ehrlichen, historischen Form der Unterhaltung nichts als ihren Profit sehen. Den Clubs geht es schließlich um ihre Fans, ihre treuesten Unterstützer, die sie durch gute und schlechte Zeiten begleiten. Es wird also Zeit für ein besonderes Dankeschön.
Wir stellen vor: den Fan-Token.
Für alle Fans der digitalen Assets gehört der Token längts zu den Stammspielern: es handelt sich, vereinfacht beschrieben, um die digitale Abbildung eines Vermögenswertes inklusive seiner Rechte und Pflichten. Der Token selbst stellt das Eigentumsverhältnis am jeweiligen Gegenstand dar und liegt in der Blockchain ab. Zuverlässig verwahrt und fälschungssicher. Wie andere Assets auch, kann er den Eigentümer wechseln und gehandelt werden – die gute alte BaFin agiert als strenger Schiedsrichter.
Die Erscheinungsform der Token ist ebenso vielfältig wie ihr Einsatzgebiet. Was sie verbindet: Nur wer den Token besitzt, ist zu einer bestimmten Handlung innerhalb der Blockchain autorisiert.
Beispiel Betongold: Im Zuge steigernder Inflation werden Immobilieninvestments zunehmend attraktiver und gewinnen an Interessenten. Doch letztere besitzen möglicherweise nicht immer die notwendigen Ressourcen, um gleich einen ganzen Bürokomplex ihr Eigen zu nennen. Die Tokenisierung löst dieses Problem; teilt die Torte in kleinste Equity-Token. Wer diese besitzt, hält gleichzeitig auch einen Anteil am beschriebenen Investitionsobjekt, kann diesen handeln und von seiner Wertsteigerung profitieren.
Weiterer Vorteil der Tokenisierung: Sie bietet auch Kleinanlegern Zugang zu Investitionsobjekten, die sonst nicht nur finanziell in weiter Ferne liegen. Stichwort Kunstgegenstände. Werden diese beispielsweise in eine Million gleichwertige Token zerlegt, kann der Gerhard Richter zwar nicht über dem Sofa hängen, dafür aber im Portfolio abliegen. Zumindest ein Millionstel von ihm.
Der digitale Verbriefungsprozess von Besitzverhältnissen an Werten und Gütern ist attraktiv, möglicherweise sogar das Finanzierungsmittel der Zukunft. Wird diese nicht nur immer digitaler, sondern auch zunehmend schnelllebig, könnten Notartermine und langwierige Investitionsprozesse bald der Vergangenheit angehören. Da soll noch einmal jemand sagen, online und offline vertrügen sich nicht.
Doch zurück zum Fußball, der nicht er selbst wäre, wenn er den verheißungsvollen Worten von Vermögen und Gewinn widerstehen könnte. Insbesondere dann, wenn, bedingt durch Pandemie und Kontaktbeschränkungen, ein Großteil der Einnahmen schlagartig wegbricht.
Für manch einen ist es eine einzigartige Art, Teil seines Lieblingsclubs zu werden, für andere wiederum eine perfide Masche zur Gewinngenerierung: eingangs benannter Fan-Token. Erwähnt wurde dieser Term zum ersten Mal in einem Whitepaper des französischen FinTechs Chilizs, welches eine Blockchain entwickelte, die dem einst so analogen Entertainment-Sektor neue, digitale Möglichkeiten eröffnen sollte. Längst ist das Unternehmen mit dieser Vision nicht mehr allein, ließ der geschäftstüchtige Fußball selbstverständlich nicht lange auf eine ähnliche Geschäftsidee warten.
2020 brachten die ersten Vereine, darunter der FC Barcelona und Juventus Turin, ihre Token in sogenannten FTOs – Fan Token Offerings – an den Mann. Im laufenden Jahr zogen zahlreiche andere Clubs nach, auch nach Deutschland schwappte der neue Trend über. Doch im Ur-Land des Fußballs sorgten die Fans von Borussia Dortmund selbst dafür, dass die Token-Pläne schnell vom Tisch waren, schließlich solle nicht das Geld bestimmen, wer Teil des Clubs und seinen Entscheidungen werden dürfe, sondern wahre Fan-Treue.
Diese moralischen Bedenken wogen für den FC Barcelona jedoch nur gering gegen die finanziellen Möglichkeiten der neuen Technologie auf. Mit 40€ pro Token ist die Währung dieses Clubs die teuerste ihrer Art und brachte dem Verein innerhalb von nur zwei Stunden über eine Million Euro ein. Auch beim französischen Top-Club Paris Saint-Germain haben sich die Token als erfolgreiches Finanzierungsinstrument etabliert. Der Messi-Deal in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro sei, nach Angaben des Vereins selbst, zu einem „signifikanten Teil“ aus Einnahmen des Token-Geschäfts finanziert worden.
Für die Vereine eine Goldgrube. Und für die Fans? Ihr Nutzen aus der ganzen Sache ist mit Sicherheit weniger offensichtlich.
Der Besitz des Fan-Tokens ermächtigt sie, Teil von (eher irrelevanten) Entscheidungen des Vereins zu werden. Wer die Währung hält darf abstimmen: Bei Juventus über die Torhymnen, beim FC Barcelona über die Kunstwerke, die in der Stadionsumkleide platziert werden sollen. Andere wiederum vergeben Vorverkaufsrechte an Tickets oder kaum erwähnenswerte Rabatte im Fan-Shop. Alles in allem eher ein mauer Deal, von der positiven Kursentwicklung mancher Fan-Token mal abgesehen. Das beste Geschäft ist es vermutlich, die Token möglichst schnell wieder loszuwerden – immer dann, wenn die Nachfrage in Folge von Transfers und sportlichen Erfolgen besonders hoch ist.
Doch der Krypto-Hype zeigt, dass wir bereit für diese neue Technologie zu sein scheinen. Aktuell sind die Kurse der Währungen noch sehr volatil, doch mit steigender Akzeptanz könnte auch ihr Potential steigen. Die Technologie dahinter, die Blockchain, ist längst angekommen und angenommen.
Für Start-Ups bildet sie eine interessante Finanzierungsmöglichkeit: Die ICOs – Initial Coin Offerings – analog ihres Namensvetters IPOs, könnten die klassische Venture-Capital Finanzierung ablösen, zumindest aber eine attraktive Alternative hierzu darstellen. Bei jungen Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Blockchain basiert, hat sie sich bereits erfolgreich etabliert. Im Prozess des ICOs wird eine im Vorfeld definierte Menge an Coins zu einem festgelegten Preis ausgegeben, die von Investoren und Kapitalgebern erworben werden kann. Der Besitz dieser Coins autorisiert, je nach Start-Up, zur Abstimmung über geschäftsrelevante Entscheidungen oder zur kostenfreien Nutzung des auf der Blockchain basierten Angebots. Im Falle einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung können die Coins zudem gewinnbringend auf den jeweiligen Börsen verkauft werden.
Attraktiv ist der Prozess insbesondere aufgrund seiner geringen regulatorischen Hürden und vergleichsweise schnellen Abwicklung. Crowdinvesting 2.0 also und ein weiterer Schritt in Richtung digitale Zukunft.
Für diese gilt, ähnlich wie im Fußball auch, eine goldene Regel: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und was die Blockchain angeht, befinden wir uns gerade einmal in der ersten Halbzeit.